Werner Zillig, geboren am 22. Oktober 1949 im oberfränkischen Haßlach bei Kronach, studierte nach Abitur in Erlangen, Tübingen und Münster Germanistik, Geschichte und Philosophie. Nach Promotion zum Dr. phil.(Thema: Bewerten: die Sprechaktypen der bewertenden Rede unter besonderer Berücksichtigung des Musters "sprachliche" Handlungen bewerten" 1981) wurde er Hochschulassistent für Germanische Linguistik an der Universität Münster. Unter dem Pseudonym Heinrich Werner erschienen 1978 erste SF- Erzählungen, da Werner Zillig Belletristik und seine wissenschaftlichen Publikationen getrennt halten wollte. Herbert W. Franke förderte die Herausgabe eines ersten Erzählungsbandes "Der Regentänzer", welcher 1980 bei Goldmann erschien. Es erschienen vereinzelt mehrere Geschichten, außerdem war er an der Herausgabe der Anthologie mit japanischer SF "Die Hand des kosmischen Affen" beteiligt. 1984 wurde dann in der optisch schön aufgemachten (aber in der Auswahl der Titel mitunter mehr als fragwürdigen) Reihe Edition '84: Die positiven (!) Utopien "Die Parzelle" veröffentlicht, wohl auch heute noch Zilligs bekanntestes Buch.
Im Deutschland des Jahres 2021 können Anarchisten, Kriminelle, Drogensüchtige und andere am Rande der Gesellschaft lebende Existenzen mit staatlicher Genehmigung auf streng isolierten Flecken Land ihre eigenen Vorstellungen einer Gesellschaft verwirklichen. Stefan Frohnberg, Angestellter eines Medienunternehmens, erhält eine Einladung seines ehemaligen Schulkameradens Christian Kuntzeler in eben so eine Drogenparzelle in der Lüneburger Heide. Frohnberg kann zunächst nichts mit den Visionen und Halluzinationen, verursacht von der Droge Som , anfangen. Er kehrt in sein normales Leben zurück, findet sich jedoch nicht mehr zurecht. Seine Arbeit erledigt er ohne Interesse, isoliert sich zunehmend von seiner Umwelt. Am Ende steht folgerichtig seine Rückkehr in die Parzelle.
Es folgten mehrere Hörspiele "Wir, die Künstler, aber lachen" (1984), "Die Rekonstruktion" (1986),"Die Möglichkeiten von Fiesole" (1989) und "Sorglers Rückkehr" (1991).
Nach einer größeren Pause wurden 1989 im Corian Verlag der Roman "Der neue Duft" und das Erzählungsbändchen "Siebzehn Sätze. Das Gedächtnis." verlegt.
"Der neue Duft" wird viele Leser zunächst an Patrick Süskinds "Das Parfüm" erinnern, wurde aber bereits1981-1982 geschrieben ("Das Parfüm" erschien 1985). Außerdem sind diese Ähnlichkeiten nur oberflächlich, denn Werner Zillig hatte sich ein anderes Buch zur Vorlage gewählt. Er benutzt Thomas Manns "Tod in Venedig" als Schablone und verlegt die Handlung in die Zukunft. Dennoch ist Zilligs Buch keine Kopie. Es gelingt dem Autor sich weit genug von der Vorlage zu lösen und ein eigenständiges Werk zu schaffen. Das Ergebnis ist ein sowohl inhaltlich als auch in der sprachlichen Gestaltung sehr anspruchsvolles Stück Literatur, das dem Leser einiges abverlangt, ihn aber auch dafür entschädigt. Thomas Manns Künstler weicht dem gefeierten Parfümeur Aschmann, Schöpfer der edelsten Düfte der Epoche, eine Raumstation ersetzt Venedig. Aschmann befindet sich in einer Schaffenskrise, ausgelöst durch sein Bestreben den perfekten Duft zu kreieren. Erst durch den rätselhaften Tod eines menschenähnlichen Androserven erreicht er sein Ziel.
Die Erzählung "Siebzehn Sätze" erschien zunächst auf französisch, bevor sie zusammen mit "Das Gedächtnis" auch in Deutschland gedruckt wurde. Die Geschichte spielt im Jahr 2024. Christine Bauer unterrichtet an einem Gymnasium. Sie liest sehr viel und entschließt sich zum Kauf einer elektronischen Universalbibliothek, in der sämtliche jemals erschienenen Bücher enthalten sind. Durch Zufall entdeckt sie, daß nur in ihrer Bibliothek 17 nie geschriebene Sätze stehen, die in verschlüsselter Form ihr Leben beschreiben.
In "Das Gedächtnis" stehen sich eine Ärztin und ein Patient gegenüber, der behauptet ihr Sohn zu sein. Sie verfällt dem Jungen, doch mit der Erinnerung kommt auch das Verstehen, das er ihr weit gefolgt ist, nur um sie zu töten.
Beide Geschichten bilden den privaten Abschluß Werner Zilligs vom Schreiben phantastischer Geschichten. Im Nachwort schreibt er :
"In einer solchen Zeit, unter solchen Vorrausetzungen phantastische Geschichten, gar technisch- phantastische Geschichten schreiben zu wollen und zu hoffen, diese würden, mit all dem , was hinter der Oberfläche dieser Geschichten liegt, verstanden, zeugt von einem extremen Maß an Illusion und nichtvorhandener Welterfahrung. Ich habe vor zehn Jahren geglaubt, daß es möglich ist, eine Verbindung zwischen solcher Phantastik und ernsthaften literarischen Bemühungen zu schlagen. Ich wollte nicht weniger, als eine Verbindung schaffen zwischen der Science Fiction und der literarischen Phantastik, d.h. der Phantastik, die um eigenständige, nicht- triviale literarische Formen bemüht ist. Das ist - es bleibt schlicht zu konstatieren- nicht gelungen. Die besprochenen Gründe, die Unfähigkeit der Mehrzahl der Zeitgenossen , die extreme Unwahrscheinlichkeit der Existenz zu empfinden und zu staunen, steht dabei im Hintergrund; doch es gibt einen naheliegenderen Grund für diesen Fehlschlag: Ernsthafte Leser, Leser, die sich Gedanken über Literatur machen, die herausfinden wollen, was hinter der Oberfläche liegt, nehmen die sehr bunt aufgemachte Science Fiction nicht einmal in die Hand, und die, die Science Fiction wirklich lesen wollen Handfestes, Einfaches, Klares. ... Doch das sei keine Klage. Ich glaube, das ich, immer schon hinter und nicht auf dem Sofa liegend, die Einfälle, Gefühle, die ich für die Science Fiction hatte, in einer Reihe von Geschichten festgehalten habe. Mehr ist da, glaube ich, nicht. Mehr soll auch nicht sein."
Im Deutschland des Jahres 2021 können Anarchisten, Kriminelle, Drogensüchtige und andere am Rande der Gesellschaft lebende Existenzen mit staatlicher Genehmigung auf streng isolierten Flecken Land ihre eigenen Vorstellungen einer Gesellschaft verwirklichen. Stefan Frohnberg, Angestellter eines Medienunternehmens, erhält eine Einladung seines ehemaligen Schulkameradens Christian Kuntzeler in eben so eine Drogenparzelle in der Lüneburger Heide. Frohnberg kann zunächst nichts mit den Visionen und Halluzinationen, verursacht von der Droge Som , anfangen. Er kehrt in sein normales Leben zurück, findet sich jedoch nicht mehr zurecht. Seine Arbeit erledigt er ohne Interesse, isoliert sich zunehmend von seiner Umwelt. Am Ende steht folgerichtig seine Rückkehr in die Parzelle.
Es folgten mehrere Hörspiele "Wir, die Künstler, aber lachen" (1984), "Die Rekonstruktion" (1986),"Die Möglichkeiten von Fiesole" (1989) und "Sorglers Rückkehr" (1991).
Nach einer größeren Pause wurden 1989 im Corian Verlag der Roman "Der neue Duft" und das Erzählungsbändchen "Siebzehn Sätze. Das Gedächtnis." verlegt.
"Der neue Duft" wird viele Leser zunächst an Patrick Süskinds "Das Parfüm" erinnern, wurde aber bereits1981-1982 geschrieben ("Das Parfüm" erschien 1985). Außerdem sind diese Ähnlichkeiten nur oberflächlich, denn Werner Zillig hatte sich ein anderes Buch zur Vorlage gewählt. Er benutzt Thomas Manns "Tod in Venedig" als Schablone und verlegt die Handlung in die Zukunft. Dennoch ist Zilligs Buch keine Kopie. Es gelingt dem Autor sich weit genug von der Vorlage zu lösen und ein eigenständiges Werk zu schaffen. Das Ergebnis ist ein sowohl inhaltlich als auch in der sprachlichen Gestaltung sehr anspruchsvolles Stück Literatur, das dem Leser einiges abverlangt, ihn aber auch dafür entschädigt. Thomas Manns Künstler weicht dem gefeierten Parfümeur Aschmann, Schöpfer der edelsten Düfte der Epoche, eine Raumstation ersetzt Venedig. Aschmann befindet sich in einer Schaffenskrise, ausgelöst durch sein Bestreben den perfekten Duft zu kreieren. Erst durch den rätselhaften Tod eines menschenähnlichen Androserven erreicht er sein Ziel.
Die Erzählung "Siebzehn Sätze" erschien zunächst auf französisch, bevor sie zusammen mit "Das Gedächtnis" auch in Deutschland gedruckt wurde. Die Geschichte spielt im Jahr 2024. Christine Bauer unterrichtet an einem Gymnasium. Sie liest sehr viel und entschließt sich zum Kauf einer elektronischen Universalbibliothek, in der sämtliche jemals erschienenen Bücher enthalten sind. Durch Zufall entdeckt sie, daß nur in ihrer Bibliothek 17 nie geschriebene Sätze stehen, die in verschlüsselter Form ihr Leben beschreiben.
In "Das Gedächtnis" stehen sich eine Ärztin und ein Patient gegenüber, der behauptet ihr Sohn zu sein. Sie verfällt dem Jungen, doch mit der Erinnerung kommt auch das Verstehen, das er ihr weit gefolgt ist, nur um sie zu töten.
Beide Geschichten bilden den privaten Abschluß Werner Zilligs vom Schreiben phantastischer Geschichten. Im Nachwort schreibt er :
"In einer solchen Zeit, unter solchen Vorrausetzungen phantastische Geschichten, gar technisch- phantastische Geschichten schreiben zu wollen und zu hoffen, diese würden, mit all dem , was hinter der Oberfläche dieser Geschichten liegt, verstanden, zeugt von einem extremen Maß an Illusion und nichtvorhandener Welterfahrung. Ich habe vor zehn Jahren geglaubt, daß es möglich ist, eine Verbindung zwischen solcher Phantastik und ernsthaften literarischen Bemühungen zu schlagen. Ich wollte nicht weniger, als eine Verbindung schaffen zwischen der Science Fiction und der literarischen Phantastik, d.h. der Phantastik, die um eigenständige, nicht- triviale literarische Formen bemüht ist. Das ist - es bleibt schlicht zu konstatieren- nicht gelungen. Die besprochenen Gründe, die Unfähigkeit der Mehrzahl der Zeitgenossen , die extreme Unwahrscheinlichkeit der Existenz zu empfinden und zu staunen, steht dabei im Hintergrund; doch es gibt einen naheliegenderen Grund für diesen Fehlschlag: Ernsthafte Leser, Leser, die sich Gedanken über Literatur machen, die herausfinden wollen, was hinter der Oberfläche liegt, nehmen die sehr bunt aufgemachte Science Fiction nicht einmal in die Hand, und die, die Science Fiction wirklich lesen wollen Handfestes, Einfaches, Klares. ... Doch das sei keine Klage. Ich glaube, das ich, immer schon hinter und nicht auf dem Sofa liegend, die Einfälle, Gefühle, die ich für die Science Fiction hatte, in einer Reihe von Geschichten festgehalten habe. Mehr ist da, glaube ich, nicht. Mehr soll auch nicht sein."
Bibliographie:
Herausgeber (zusammen mit Ken Okura und Peter Wilfert):
Hörspiele:
- 1980 Der Regentänzer (München: Goldmann Verlag, Nr.23367), Vorwort von Herbert W. Franke enthält folgende Erzählungen: "ULCs Söhne", "Urlaubsvorbereitungen", "Herrn Jonathans siebtes Leben", "Die Auferstehung", " Der Regentänzer", "Max von Lebensburg zum fünfzigsten Geburtstag", "Reparaturarbeiten", "H. Haussners Bericht"
- 1980 Ein Mann für Jolanda (In: "SF International", München: Goldmann Verlag, Nr.: 23345)
- 1984 Die Parzelle (München: Goldmann Verlag, Edition 84, Nr.8402 ), 1986 Überarbeitete Fassung für den Bertelsmann Buchclub, ebook
- 1989 Der neue Duft. Eine Erzählung aus der Kultur von Morgen (Meitingen: Corian Verlag,)
- 1989 Siebzehn Sätze. Das Gedächtnis. (Zwei Erzählungen, Meitingen: Corian Verlag,); "Siebzehn Sätze" erhielt 1990 den Kurd Laßwitz Preis in der Rubrik "Science Fiction Erählungen"
- 2004 Die Festschrift. Ein Roman
Herausgeber (zusammen mit Ken Okura und Peter Wilfert):
- 1982 Die Hand des kosmischen Affen (Japanische SF- Erzählungen, München: Goldmann Verlag , Nr.23403)
Hörspiele:
- 1984 Wir, die Künstler, aber lachen (WDR)
- 1986 Die Rekonstruktion (WDR)
- 1989 Die Möglichkeiten von Fiesole (SDR)
- 1991 Sorglers Rückkehr (SDR)
3. Elstercon 1996
Während der Planung und Vorbereitung des 3. Elstercons entschlossen wir uns, eine Diskussion über Utopien in Deutschland nach 1945 durchzuführen,besonders da unsere heutige Zeit durch Mangel an gesellschaftlichen Alternativen in der Literatur (und nicht nur da) auffällt. Vertreter dieser Richtung aus der ehemaligen DDR waren schnell gefunden. Die Werke Angela und Karlheinz Steinmüllers (vor allem"Andymon"), die Romane und Erzählungen von Johanna und Günther Braun, "Weltbesteigung" von Gottfried Meinhold und noch andere. Aber dem sollten ja Utopien aus dem anderen Teil Deutschlands entgegengestellt werden und da wurde die Sache schon schwieriger. Zwar wurde eine Vielzahl Science Fiction in der BRD veröffentlicht, doch handelte es sich meist um Space Operas und andere aktionsreiche, stark am englischsprachigen Markt orientierte Bücher. Hatte dann aber doch einmal ein Buch den Entwurf einer zukünftigen Gesellschaft zum Inhalt, handelte es sich meist um eine Dystopie im Stile Orwells,Samjatins oder Huxleys (eine Tatsache, die vielleicht in der Diskussion angesprochen werden könnte). Unter den wenigen erschienenen Utopien ist Werner Zilligs "Die Parzelle" zweifellos eine der interessantesten.
Es ist bedauerlich, daß sich Werner Zillig von der Science Fiction zurückgezogen hat, ist doch in seinem Werk eine stetige Steigerung zu bemerken (insbesondere die Verknüpfung von Handlung und sprachlicher Form, vor allem in "Der neue Duft" ). Um so erfreulicher ist seine Zusage, als Gast am 3. Elstercon teilzunehmen.
Während der Planung und Vorbereitung des 3. Elstercons entschlossen wir uns, eine Diskussion über Utopien in Deutschland nach 1945 durchzuführen,besonders da unsere heutige Zeit durch Mangel an gesellschaftlichen Alternativen in der Literatur (und nicht nur da) auffällt. Vertreter dieser Richtung aus der ehemaligen DDR waren schnell gefunden. Die Werke Angela und Karlheinz Steinmüllers (vor allem"Andymon"), die Romane und Erzählungen von Johanna und Günther Braun, "Weltbesteigung" von Gottfried Meinhold und noch andere. Aber dem sollten ja Utopien aus dem anderen Teil Deutschlands entgegengestellt werden und da wurde die Sache schon schwieriger. Zwar wurde eine Vielzahl Science Fiction in der BRD veröffentlicht, doch handelte es sich meist um Space Operas und andere aktionsreiche, stark am englischsprachigen Markt orientierte Bücher. Hatte dann aber doch einmal ein Buch den Entwurf einer zukünftigen Gesellschaft zum Inhalt, handelte es sich meist um eine Dystopie im Stile Orwells,Samjatins oder Huxleys (eine Tatsache, die vielleicht in der Diskussion angesprochen werden könnte). Unter den wenigen erschienenen Utopien ist Werner Zilligs "Die Parzelle" zweifellos eine der interessantesten.
Es ist bedauerlich, daß sich Werner Zillig von der Science Fiction zurückgezogen hat, ist doch in seinem Werk eine stetige Steigerung zu bemerken (insbesondere die Verknüpfung von Handlung und sprachlicher Form, vor allem in "Der neue Duft" ). Um so erfreulicher ist seine Zusage, als Gast am 3. Elstercon teilzunehmen.